Der 1992 in Hatay, Iskenderun, in der Türkei geborene Mithatcan Öcal ist freier Komponist, Improvisateur und Gründungsmitglied des Kollektivs Istanbul Composers Collective.
Zur Musik kam er durch Zufall. In seiner Schulzeit in Ankara verbrachte Mithatcan Öcal seine Freizeit auf dem Wasser, als Ruderer im Team der Technischen Universität des Nahen Ostens. Erst der Umzug der Familie in die Nähe von Istanbul brachte ihn der Musik näher. Er studierte Geige am staatlichen Konservatorium der Kocaeli Universität und begegnete dort den Komponisten Mehmet Ali Uzunselvi und Emre Dündar sowie ihrer Experimentierfreudigkeit. Von dieser inspiriert entstand 2010 seine erste Komposition „Die drei Alpträume“.
Mithatcan Öcal lebt in Istanbul, was ebenfalls Einfluss auf seine Arbeit nimmt. Die verordnete Ästhetik sowie die herrschenden Ausbildungs– und Fördersysteme lassen Mithatcan Öcal nach Selbstbestimmung in der Wahl der kompositorischen Mittel wie künstlerischen Ausdrucksweisen streben. Die Stadt habe Auswirkungen auf seine Psyche, sagte Öcal in einem Interview für den NDR 2021, und diese wiederum habe Auswirkungen auf seine Werke. Istanbul zu verlassen kommt von für jungen Komponisten allerdings nicht in Frage.
Mithatcan Öcal erhielt zahlreiche Stipendien und Preise u.a. der Gaudeamus Muziekweek (2012), der Académie Voix nouvelles Royaumont (2013), der Akademie Schloss Solitude (2015), der Akademie der Künste Berlin (2018), den Komponisten-Förderpreis der Ernst von Siemens Stiftung (2019) sowie den Paul Hindemith Preis (2021). Seine Werke werden auf internationalen Festivals aufgeführt, u. a. bei der Gaudeamus Muziekweek (2012), den ISCM World Music Days (2014) oder dem Festival Archipel (2015). Mithatcan Öcal wird für die Münchener Biennale die Uraufführung „Defekt“ in Kooperation mit dem Staatstheater Kassel komponieren. Die Neukomposition wird nach der Uraufführung in München ins Repertoire des Staatstheaters Kassel aufgenommen.