Münchener Biennale
On the way
31.5. – 10.6.24
Prof. Dr. Mieke Bal
Art and/as Thought: Image-Thinking for Art’s Political Relevance (in englischer Sprache)

Im Rahmen des Campus 2024_On the way findet ein öffentlicher Impulsvortrag von Prof. Dr. Mieke Bal (Amsterdam School for Cultural Analysis) statt.

Die Kulturtheoretikerin und Filmemacherin Mieke Bal prägte vor 20 Jahren den Begriff der „travelling concepts“. In ihrem Vortrag wird sie drei instabile, stets in Bewegung befindliche Komponenten untersuchen, die sie für entscheidend hält, um Kunst politisch wirksam zu machen, also Denken und Kunstschaffen als Widerstand gegen das, was in der Welt falsch ist und schief läuft, miteinander zu verbinden: die affektive Auseinandersetzung mit der Gegenwart, die Weigerung, die Vergangenheit aus dieser Gegenwart herauszulösen, und die für die heutige Welt charakteristische Verdrängung oder „Migratorik“. Sie wird sich auf die kulturelle Fähigkeit konzentrieren, die in der heutigen Zeit, in der Diktaturen, ob „demokratisch“ gewählt oder nicht, die Welt regieren und Massenmörder über Leben und Tod entscheiden, am meisten gebraucht wird: Zuhören. Und zwar nicht nur, aber auch, Musik zuzuhören. Um die Dringlichkeit und die lange Dauer der Notwendigkeit des Zuhörens zu unterstreichen, wird sie sich auf ein intermediales Kunstwerk konzentrieren, das sie kürzlich gemacht hat, einen Kurzfilm über die antike Figur der Kassandra. Von ihrem Arbeitgeber gezwungen, mit ihm zu schlafen, was sie verweigerte, verfluchte er sie, niemals gehört zu werden. Dieser antike Fall von MeToo bringt die Vergangenheit in die Gegenwart und umgekehrt. Zeit und Intermedialität sind also zwei zentrale Schwerpunkte von Konzepten, die reisen und dadurch politische Relevanz gewinnen.

Aufbrüche, Fahrpläne und Reisegruppen im neuen Musiktheater

Schon in den vergangenen Festivalausgaben unter der Leitung von Daniel Ott und Manos Tsangaris gab es Diskurs-Formate, die die Biennale in Form von Symposien, Vorträgen, Gesprächen, Seminaren, Podien und Salons begleitet, reflektiert und kontextualisiert haben. 2024 wird dies erneut in Form eines Campus‘ geschehen, der sich an Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen richtet.

Die Münchener Biennale ist als Uraufführungsfestival naturgemäß immer auf dem Weg, sucht und begleitet Veränderungen und fragt in der kommenden Ausgabe gezielt nach gegenwärtigen Formen von Bewegungen und Wandel. Indem die Biennale den Transformationen und Veränderungen in der Gesellschaft, in der Familie und in den Körpern und Gehirnen der Einzelnen nachspürt, wird Bewegung als komplexer Zusammenhang kenntlich, als ein aus Highways, Einbahnstraßen, Sackgassen, Baustellen und Werkstätten bestehendes Netzwerk sozialer und geographischer Verschiebungen. „On the way“ plädiert für eine Mitwirkung des Musiktheaters an den sich ausbildenden Bewegungsmustern der Gegenwart und nahen Zukunft.

Vor dem Hintergrund dieser ebenso komplexen wie anregenden Themenstellung sollen im Biennale-Campus gemeinsam mit Student*innen, Künstler*innen und Wissenschaftler*innen die Festivalproduktionen erlebt und diskutiert werden. Im Zentrum stehen daher Aufführungsbesuche sowie ein reger Austausch darüber im Kreis der interdisziplinären Teilnehmer*innengruppe, ihrer Dozent*innen und Künstler*innen der Biennale Produktionen. Kreativ-diskursive Beiträge, die im Rahmen des Campus erarbeitet werden, können am „Last Night of the Campus“ einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert werden.

Konzeption und Realisierung: Prof. Dr. David Roesner
Konzeption und Realisierung: Prof. Dr. Jörn Peter Hiekel
Mithatcan Öcal

Die Erde ist verloren. Im Ödland einer erschreckend realen Zukunft nach der großen Katastrophe ist es allerhöchste Zeit, die Biege zu machen. Wer ein Raumschiff hat, kann sich also glücklich schätzen – doch bevor Mike Tango, Sierra Sierra, Charlie Golf und Mandy Lemon das Weite suchen können, müssen Schiff und Bordcomputer erstmal wieder mitspielen. Aber die erweisen sich bei genauerer Betrachtung als erstaunlich eigenwillig und lebhaft…

Defekt (UA) ist ein Auftragswerk in Kooperation mit dem Staatstheater Kassel. Der Istanbuler Komponist Mithatcan Öcal gilt als eines der größten internationalen Talente der zeitgenössischen Musik. Er steht für starke musikalische Konzepte entlang großer Traditionslinien und musikalischer Eigenlogiken in einer radikalen Großform, die sich bewusst anti-eklektizistisch versteht. Der Text der Weltraumoper stammt von der interdisziplinären Künstlerin cylixe, die auch für die Videos der Inszenierung verantwortlich zeichnen wird. Ihre Arbeiten bewegen sich quer durch die Bildenden Künste und durch verschiedenste Medien, entlang sozialer und politischer Bruchkanten, durch menschliche Netzwerke und Realitäten, über Kontinente hinweg – und für dieses Auftragswerk sogar durch Raum und Zeit.

 

Mitschnitt BR-KLASSIK
Sendetermin: 02.07.2024, 20:05, BR-KLASSIK, Festspielzeit

Komposition: Mithatcan Öcal
Libretto & Video: cylixe
Musikalische Leitung: Mario Hartmuth
Regie: Roscha A. Säidow
Bühne & Kostüme: Paula Wellmann
Figurenbau: Lili Laube
Dramaturgie: Kornelius Paede
Licht: Marie-Luise Fieker
Videotechnik: Karl-Walter Heyer
Regieassistenz: Vivien Hohnholz
Künstlerische Produktionsleitung (Kassel): Ann-Kathrin Franke
Assistenz Produktionsleitung/Dramaturgie: Felix Linsmeier
Inspizient: Heiko Schmelz
Requisite: Anne Schulz
Technik: Andreas LangFrancesco AlessioMark Brede
Drei Musiktheateruraufführungen für den Öffentlichen Raum der Stadt München von Het Geluid (NL), Novoflot (D), Oblivia (FIN)

Auf welche Weise kann das gegenwärtige Musiktheater zur Erfindung und Formulierung neuer (Gedanken-)Linien für eine sinnvolle Mobilität der Zukunft beitragen? Indem es ungewöhnliche theatrale Setzungen im Öffentlichen Raum produziert, an denen niemand vorbeikommt! Indem mitten in der Stadt (und damit vor aller Augen!) Bahnhöfe der Zukunft eröffnet werden, robotergesteuerte und von Musik gespeiste Fortbewegungsmittel in Erscheinung treten oder inmitten der Besucher*innen der städtischen Bibliothek HP8 neue Bewegungsströme des Wissens, Erinnerns und Vergessens in Gang gesetzt werden! Mit „Die neuen Linien“ sucht die Biennale die Bedeutung künstlerischen Denkens für die Bewältigung zentraler gesellschaftspolitischer Fragestellungen hervorzuheben. Für diesen besonderen Pilotversuch lädt die Münchener Biennale drei frei produzierende Gruppen aus Finnland (Oblivia), den Niederlanden (Het Geluid) und Deutschland (Novoflot) ein, die seit vielen Jahren die europäische Musiktheaterszene prägen und nun gemeinsam mit den Komponist*innen Ted Hearne, Tamara Miller, Du Yun und Yiran Zhao erstmals für die Biennale produzieren. Die drei Uraufführungen werden im Zeitraum 05. – 09. Juni mehrmals täglich zu sehen sein oder können innerhalb bestimmter Öffnungszeiten besucht werden.

Novoflot
Du Yun

Es ist der europaweit erste MBE-Bahnhof, der anlässlich der Biennale mitten in der Münchener Innenstadt eingerichtet wird. MBE ist die Abkürzung für „Maximum Broad Effekt“ (Maximale Breitenwirkung) und steht für vielfach anpassungsfähige Andock- und Abfertigungsverfahren, mit denen höchst unterschiedliche Fortbewegungsmittel des zukünftigen öffentlichen Stadtverkehrs bedient werden können. Eine einzigartige Innovation, die große Erwartungen weckt. Doch vor der Inbetriebnahme steht die Einweihung der neuen Station und es ist die Berliner Opernkompanie Novoflot, die die mehrtägigen Eröffnungsfeierlichkeiten des neuen Münchner Bahnhofs inszeniert. Unter dem Motto „The Gates are (nearly) open“ laden Novoflot und die Komponistin Du Yun alle Stadtbewohner*innen und internationalen Gäste zur Erstbesichtigung der mit MBE-Technologie betriebenen Station ein, demonstriert die musikgesteuerte Energieversorgung, öffnet erstmals die „Feel well and easily moved“-Bereiche des Bahnhofs und präsentiert einige Protagonist*innen aus dem Management der neuen Münchner Sehenswürdigkeit.

Komposition: Du Yun
Librettotexte: ruth weiss
Regie & Konzept: Sven Holm
Musikalische Leitung: Vicente Larrañaga
Bühne: Elisa Limberg
Kostüme: Nina von Mechow
Dramaturgie & Konzept: Malte Ubenauf
Oblivia
Yiran Zhao

„Wie ist es nur so weit gekommen?“ Im Erdzeitalter des Anthropozän und seiner menschengemachten Krisen stellt sich Oblivia diese Frage als Ausgangspunkt ihres neuen Stücks, das im Rahmen der Münchener Biennale 2024 in der Stadtbibliothek im HP8 uraufgeführt wird. Einmal mehr nähern sich die finnischen Exportschlager der neuen Musiktheater-Szene in ihrer Arbeit damit den großen Menschheitsthemen, denen sie in Textfragmenten, Bewegung und Neuer Musik mit feinem Witz begegnen. Gemeinsam mit drei lokalen Sänger*innen und dem zwölfköpfigen Ensemble ö! unter der Leitung von Francesc Prat entwerfen die vier Performer*innen von Oblivia in „Turn Turtle Turn“ ein grandioses Tableau: Spielerisch und pointiert gleichermaßen mäandern sie zwischen Dino-Age und Abenteuergeschichten, zwischen Eiszeit und Parallelwelten, prähistorischer Geografie und unserer Jagd nach fossilen Rohstoffen. Mal nah dran, mal scheinbar gänzlich abgetrieben bewegt sich „Turn Turtle Turn“ auf einer Spurensuche zum Status Quo der Menschheit zwischen fortwährender (Selbst-)Zerstörung und persistierender Hoffnung.

 

Komposition: Yiran Zhao
Konzept, Regie, Dramaturgie, Texte: Oblivia
Licht-Design & Bühnenbild: Meri Ekola
Kostüme: Tua Helve
Klangregie: Zoro Babel
Het Geluid & co-creators
Tamara Miller, Ted Hearne

Das Musiktheater „In Passage“ erforscht unsere Verbindungen mit der technologischen und digitalen Welt und fragt danach, wie es uns dennoch gelingt, analoge und physische Menschen zu bleiben. Durch das Zusammenspiel zwischen einer (speziell entwickelten) beweglichen Klangskulptur, einem Chor, einem Instrumentalensemble sowie neu komponierter Musik knüpfen wir bisher unbekannte Brücken zwischen dem Virtuellen und dem „Realen“ in unserer modernen urbanen Umgebung. Wie „menschlich“ sind wir in einer Welt, die mit ihren neuen technologischen und digitalen Kommunikations-, Arbeits- und Lebensweisen immer weniger auf den persönlichen Kontakt angewiesen ist? Wie wird die unsichtbare Schnittstelle zwischen digitaler und physischer Präsenz durch Musik und Klang „fühlbar“? Um dies herauszufinden, wurden für das von den Künstlern und Designern Parker Heyl, Mackenzie van Dam und Georgios Adamopoulos sowie dem Team von 4DSOUND entworfene robotische Lautsprecherinstrument zwei Kompositionen entwickelt: Ted Hearne komponiert für den öffentlichen Raum, Tamara Miller für den Innenraum. Durch die Kreation zweier unterschiedlicher Musikstücke an zwei unterschiedlichen Orten – eines im futuristischen Bahnhof des Marienplatzes, das andere im klassischen Gebäude eines ehemaligen „Männergesangvereins“ (Scholastika) – ist die Bewegung durch das heutige München nicht nur wörtlich zu verstehen, sondern erzeugt auch ein thematisches Echo zwischen den beiden „Gegensätzen“.

Komposition: Tamara MillerTed Hearne
Konzept & Regie: Romy RoelofsenGable Roelofsen
Roboterdesign und Maschinenbau: Parker HeylMackenzie van Dam
Software-Entwicklung: George Adamopoulus
Sound Software & Entwicklung: 4DSOUND: Salvador BreedPoul Holleman
Künstlerische Beratung (Gesang): KlangK / Kirsten Schötteldreier
Dramaturgie: Margriet Dijkema
Alvin Curran

Alvin Currans Installation für hängendes selbstspielendes Piano und eine größere Anzahl auf dem Boden verstreuter Fußballschuhe wurde von Pier Paolo Pasolini inspiriert, der aufgrund der Vielzahl großer Talente und Interessen auch ein begeisterter Fußballspieler war. Absolut zufällig und weit mehr als nur künstlich intelligent wählt das dem Instrument innewohnende Programm aus einer Vielzahl vorproduzierter Dateien und komponiert unendliche Abfolgen musikalischer Ereignisse – akustisch
gespielt auf einem sogenannten „Diskklavier“-Klavier. „Footnotes 1.2“ ist ein klingendes Kunstwerk, das zu bestimmten Zeitpunkten den Musiker Marco Blaauw zum performativen Dialog empfängt!

Komposition, Installation: Alvin Curran
Campus 2024_On the way - Aufbrüche, Fahrpläne und Reisegruppen im neuen Musiktheater

„Last Night of the Campus“ ist ein offenes Format, das erst im Rahmen des Campus entstehen wird. Die am Campus teilnehmenden Studierenden sind hier aufgerufen, diskursiv und kreativ auf ihre Eindrücke bei der Biennale zu reagieren und kurze Beiträge zu entwickeln. Diese sollen mit wenigen Mitteln – also mit leichtem Gepäck – auf Fragen reagieren, wie z.B. welche Ideen und Erwartungen sie bereits im Koffer hatten, und was sie an neuen Bildern, Tönen, Worten und Erkenntnissen mitnehmen. Welchen Tempi und Rhythmen gehorcht ihre eigene Mobilität? Welche Pfade wollen sie bahnen und einschlagen?

Die Studierenden werden in Gruppen arbeiten, gemischt aus unterschiedlichen Hochschulen und Disziplinen. Am Ende steht kein Ergebnis, sondern ein work-in-progress; ein Aufbruch, keine Ankunft.

Konzept und Realisierung: Prof. Dr. David Roesner
Konzept und Realisierung: Prof. Dr. Jörn Peter Hiekel
XR Musiktheater in der Alten Utting: Eine immersive Reise mit Schiff und Getreidekorn.
EVE GEORGES / JIRO YOSHIOKA
Eine Produktion der Hochschule für Musik und Theater München

Die XR-Musiktheaterproduktion „nimmersatt“ entführt ihr Publikum auf eine einzigartige Reise durch Raum und Zeit, die tief in die vielschichtige Welt der Nahrung eindringt – von ihrer Rolle als Lebensgrundlage bis hin zu ihrer Nutzung als politische Waffe. Das innovative Spektakel vereint Musiktheater, immersive Darstellungen, multidimensionale Perspektiven und findet an einem unkonventionellen Ort statt: der „Alten Utting“, einem historischen Dampfer mitten in der Stadt.

„nimmersatt“ lädt das Publikum ein, gemeinsam die Verflechtungen von Weltpolitik, Nahrungsmittelindustrie und gesellschaftskritischen Perspektiven in einer Welt materiellen Überflusses zu erkunden. Der Beginn auf der „Alten Utting“, direkt neben dem Münchner Schlachthof, versammelt 25 Personen an Bord des alten Dampfers. Durch den Einsatz von Virtual-Reality-Brillen, von Live-Musik und Live-Gesang, tauchen die Teilnehmenden in eigens komponierte musikalische und virtuelle Welten ein. Musik, Technologie und Theater verschmelzen zu einem multimedialen Erlebnis, das neue Perspektiven auf den menschengemachten Nahrungskreislauf eröffnet.

„nimmersatt“ ist mehr als Musiktheater – es ist eine immersive Erfahrung, die das Publikum dazu einlädt, über die komplexen Auswirkungen von Nahrung auf Mensch und Natur nachzudenken.

Komposition: Jiro YoshiokaEve Georges
Musikalische Leitung: Henri BonamyMarkus Hein
Regie: Waltraud LehnerPaulina Platzer
Konzeption: Alexandra HermentinWaltraud LehnerPaulina Platzer
Austattung: Pove Siersch
Digitale Dramaturgie: Ilja Mirsky
Künstlerische Produktionsleitung: Alexandra Hermentin
Musikalische Einstudierung: Andreas Ruppert
Technische Betreuung: Amelie Bissinger
XR Produktion: Nightfrog GmbH
XR Beratung: Benedict Mirow
XR Projektleitung: Bashira Cabarra
XR Camera: Carl Amadeus Hiller
XR Development & Programming: Alexander Schmidt
Nico Sauer

RÜBER ist eine neue Kategorie der Personenbeförderung. Die Fahrgastzelle einer bayrischen Luxuslimousine, unauffällig bis unters Dach präpariert, wird zum mobilen Theatersaal. Das Fahrzeug reagiert dynamisch auf seine Umgebung und erzeugt eine Klangblase, in der die Insassen durch eine akustische Paralleldimension reisen. Welche Ereignisse und Töne, Geräusche, Autotüren, Blinker, quietschende Reifen sind zufällig, „normal“ oder inszenierter Teil der Vorstellung? Auch die bekannte Außenwelt klingt innen anders, der Verkehr wird Teil des Erlebnisses und die Route zur Choreographie einer zufälligen Bewegung. Wer ist Passant*in, wer sind die Performer*innen, die entlang der sechs Kilometer langen Fahrstrecke positioniert sind? Sie vermischen sich mit dem Straßengeschehen, sie mischen sich in das Straßengeschehen ein, sie mischen das Straßengeschehen auf und perforieren die Grenzen zwischen Inszenierung und Alltag, Komposition und Kontingenz, privatem Kopfkino und Gesamtkunstwerk. Aus dem Wimmelbild der vorbeiziehenden Außenwelt kristallisieren sich Gestalten heraus, die unter dem Faustrecht einer freien, urbanen Wildbahn, mit Signalen und Reklamen, um die Aufmerksamkeit der Zuschauer*innen konkurrieren.

Regie, Komposition, Performance: Nico Sauer
Kostüme: Jasmin Knitter
Bühnenbild: Nicole WytyczakNiklas Ludwig
Festivalgespräche

1. Juni 2024 – Daniel Ott & Manos Transgaris, Moderation Michaela Fridrich (BR-KLASSIK)

Schnee von morgen? Wohl kaum Schnee von gestern! Daniel Ott und Manos Tsangaris blicken in ihrem letzten Jahr als künstlerische Leiter der Münchener Biennale zurück auf die Entwicklung des Festivals seit 2016. Damals sind sie als Team angetreten, um für eine Neuausrichtung mit thematischen Schwerpunkten, ungewöhnlichen Spielorten und Koproduktionen mit verschiedenen Partnern zu sorgen. Frei nach dem diesjährigen Motto „On the way“ blicken sie aber auch nach vorne auf die Zukunft des Musiktheaters in einer Zeit des Wandels und tiefer Umbrüche. Vielleicht verraten sie dann auch, was ihr Blick in die Glas-, pardon, Schneekugel enthüllt hat, wenn das Gestöber darin sich legt.
Sendetermin: 09.07.24, 20:05, BR-KLASSIK, Festspielzeit

6. Juni 2024 – Die Neuen Linien

Die Biennale hat drei frei produzierende Musiktheatergruppen aus drei europäischen Ländern eingeladen, für das Festival eine eigene thematische Uraufführungsreihe zu entwickeln („Die neuen Linien“). Im Gespräch mit der Festivaldramaturgie berichten die Künstler*innen von Het Geluid (NL), Oblivia (FIN) und Novoflot (D) über theatrale Zukunftsforschung und ihre Inzenierungen für den Münchener Stadtraum sowie über die komplexe Herausforderung, abseits städtischer und staatlicher Institutionen gegenwärtiges Musiktheater zu produzieren.

Musiktheater für Mezzosopran, Schauspielerin, syrische Vokalistin, Frauen-Vokalensemble, Streicher und syrischen Perkussionisten
Lucia Ronchetti

Deutschland 2024: Zeina liegt im Sterben. Ihrer Tochter Leyla fällt das Tagebuch ihrer Mutter in die Hände, das Zeina geschrieben hat, um Leyla ihre eigene Geschichte näherzubringen. Mit Leyla, die in Deutschland aufgewachsen ist und kaum Bezug zur Heimat ihrer Eltern hat, tauchen wir in die Biografie der syrischen Archäologin ein, die einst Palmyra und die Geschichte der antiken Königin Zenobia erforschte, bevor sie sich durch den Krieg gezwungen sah, Syrien zu verlassen und in Deutschland Zuflucht zu suchen. Hier wandern ihre Gedanken immer wieder zurück in ihre Heimat. Vor allem begleitet sie die imaginierte Präsenz von Zenobia, mit der sie in einen intimen Dialog tritt.

Lucia Ronchetti und Mohammad Al Attar erzählen die Geschichten zweier syrischer Frauenfiguren: Zeina vereint reale und komplexe Erfahrungen der Flucht und Migration verschiedener moderner Frauen. Ihre eigene Biografie setzt sie ins Verhältnis zum Leben Zenobias. Deren musikalische Sphäre ist von Fragmenten aus Albinonis gleichnamiger venezianischer Oper und Elementen traditioneller syrischer Musik geprägt. Diese Einflüsse werden durch den Gesang von Mais Harb und den Perkussionisten Elias Aboud gestaltet, die – wie Al Attar – aus Syrien stammen und inzwischen zu den herausragenden Künstler*innen ihrer Kultur in Deutschland zählen.

MVHS KURS: Biennale entdecken
Einführungsabend (16. Mai), Probenbesuch und Vorstellungsbesuch (01. Juni). Mehr Informationen: hier.
Die Beschäftigung mit Text und Komposition im Vorfeld der Uraufführung bietet Raum für Erkenntnis, Erfahrung und Diskussion und erleichtert den Zugang zu ungewohnten Höreindrücken. Darüber hinaus ermöglicht ein Probenbesuch und ein Gespräch mit dem künstlerischen Team einen besonderen Einblick in die Entstehung der Produktion.

 

Komposition: Lucia Ronchetti
Libretto: Mohammad Al Attar
Deutsche Übersetzung: Sandra Hetzl
Musikalische Leitung: Susanne Blumenthal
Regie: Isabel Ostermann
Bühne und Kostüme: Stephan von Wedel
Dramaturgie: Sarah Grahneis
Assistenz Musikalische Leitung: Liga Korne
Kai Kobayashi

Ohne Wasser wäre kein Leben möglich, es ist die Voraussetzung dafür, dass unser Körper entsteht, gedeiht, wächst und überlebt. Und zugleich ist Wasser in ständigem Fluss, steht für Austausch und Verwandlung – in den verschiedenen Aggregatzuständen und immer wieder andere Gestalt annehmend, unterschiedliche Körper durchströmend und miteinander verbindend. Wasser steht für Intimität und Nähe und hat zugleich die kosmologische Dimension jenes Elements, das alles Leben auf dieser Erde in Beziehung zueinander setzt.

Hieran anknüpfend fragt SHALL I BUILD A DAM? aus einer posthumanen hydro-feministischen Perspektive nach Wegen, Körper, Klänge, Texte und Bewegungen in Bezug zu setzen um damit zu einer Form von Zusammenspiel und Gemeinschaft zu kommen, die Möglichkeiten jenseits einer anthropozentrischen Perspektive mit ihren traditionellen Subjekt-Objekt-Relationen erkundet.

Die Dinge werden im Fluss sein, sich gegenseitig beeinflussen, sich ineinander aufnehmen und sich aufeinander beziehen. Es geht um Schuld und Komplizenschaft, Diebstahl und Geschenk, Poesie und Politik, Viskosität, Erstarren, Verdampfen und Verfließen.

In SHALL I BUILD A DAM? arbeitet die Komponistin Kai Kobayashi, die sich seit Jahren intensiv mit Musiktheater befasst, zum ersten Mal mit Choreograf*in und Performer*in Simone Aughterlony und Lichtdesigner und Bühnenbilder Joseph Wegman zusammen. Und zugleich setzt die Münchener Biennale mit diesem Projekt die erfolgreiche Kooperation mit der Deutschen Oper Berlin fort, mit der gemeinsam dieses Stück entsteht als ein Projekt, in dem Entwicklungen und Transformationen als räumlicher Prozess sicht- und hörbar werden.

Komposition: Kai Kobayashi
Regie, Choreographie, Bühne, Kostüm: Simone Aughterlony
Bühne, Kostüm, Video, Licht: Joseph Wegmann
Mitarbeit Bühne: Aslı Ersüzer-Sökmen
Mitarbeit Kostüm: Lenna Stam
Dramaturgie: Sebastian Hanusa
Carlos Gutiérrez

Der Komponist Carlos Gutiérrez erarbeitet gemeinsam mit der Künstlerin Tatiana Lopez sowie einer Gruppe von 100 nichtprofessionellen Musikern aus München eine Klangtheater-Inszenierung zum Thema „duale Territorien – doppelter Boden“ mit Elementen der traditionellen bolivianischen Musik, z.B. mit einer kollektiven Verschiebung des Klangs von Instrumentalgruppen über weite Entfernungen. Das Kooperationsprojekt mit der Münchner Volkshochschule befragt südamerikanische ebenso wie westeuropäische Wahrnehmungsweisen von Tönen und von Kunstproduktion. Territorien der Wahrnehmung, Formen des Hörens und der Interpretation werden ebenso erkundet wie benachbarte akustische Räume mit tiefen unterschwelligen Verbindungen, in denen synkretistische Prozesse stattfinden, die von unvereinbaren Gegensätzen bis zu intensiven Nachbarschaftsbeziehungen reichen.

Nach einem ungewöhnlichen Beginn in der Halle X erweitert sich das Projekt zu einer immer weiter verzweigten Klangskulptur in den Isarauen. Die Aufführung geht über einfache akustische Reize hinaus; sie wird zu einer Erkundung von Räumen. Die Musiker werden auf selbstgebauten Instrumenten spielen und sich durch eine Klanglandschaft bewegen, die sowohl in der Tradition verwurzelt als auch unumwunden experimentell ist, Vorurteile in Frage stellt und die Grenzen dessen, was als technisch korrekt gilt, überschreitet.

OPEN CALL
Wir laden Interessierte ein, bei den Proben und Aufführungen mitzuwirken. Es werden keine musikalischen Vorkenntnisse erwartet, jedoch ist die Anwesenheit bei den Proben und bei den Aufführungen Voraussetzung. Kinder ab 8 Jahren in Begleitung sind herzlich willkommen. Haben Sie Interesse? Kontaktieren Sie uns.

Workshop:
So 12.5.: 11 – 17:30 Uhr, Kick-off, Einstein Kultur
Fr 31.05.: 16 – 19 Uhr,  Proben im Gasteig HP8 und in den Isarauen
Sa 01.06.: 11 – 19 Uhr, Proben im Gasteig HP8 und in den Isarauen

Aufführungen:

So 2.6.: 11:30 Uhr, Warm up & Aufführungen um 14 und 17:30 Uhr
So 9.6.: 11:30 Uhr, Warm up & Aufführungen um 14 und 17:30 Uhr

Komposition und Regie: Carlos Gutiérrez Quiroga
Künstlerische Leitung: Tatiana López Churata
Andreas Eduardo Frank / Patrick Frank

Die Komponisten Andreas Eduardo Frank und Patrick Frank gehen in den Wirtschaftsmetropolen München und Basel auf die Suche nach dem Glück. In welchem Verhältnis steht das gemeinschaftliche Glück zum Unglück Einzelner? Kann man den Weg zum Glück mit anderen teilen? Die beiden Franks laden das Publikum zum musikalischen Glücksforum ins Foyer des Gasteig ein. Auf der Reise durch die Körperzentren Herz, Hirn und Darm stellt die dreiteilige Performance unterschiedliche Glückskonzepte zur Debatte. Publikum und Performende begegnen sich in einem Kaleidoskop aus konzertanten Mini-Formaten, musiktheatralen Aktionen, intimen Gesprächszirkeln und kulinarischen Kunstpausen. Gesellschaftsphilosophische Theorien treffen auf intime Geschichten und ganz persönliche Glücksdefinitionen. Hier kommen Glücksforscher und Extremsportlerinnen ebenso zu Wort wie Würmer, Nietzsche, Ghandi, du und ich.

Die unterschiedlichen Handschriften der beiden Komponisten in der Inszenierung von Georg Schütky bilden die Grundlage eines vielstimmigen Gemeinschaftskunstwerks unter Mitwirkung des Ensemble Lemniscate, Opernsänger:innen, professionellen und nicht-professionellen Performer:innen sowie dem via-nova-chor. Es entsteht ein Ort des gemeinsamen Verweilens, Genießens und Sinnierens über die Frage aller Fragen: was ist das, das sogenannte Glück?

Komposition: Andreas Eduardo FrankPatrick Frank
Regie: Georg Schütky
Musikalische Leitung (Ensemble Lemniscate): Daniel Moreira
Bühne: Camille Daur
Kostüme: Wieland Lemke
Dramaturgie: Meret KündigRoman Reeger
Produktionsleitung: Anna Crespo Palomar
Produktionsleitung Münchener Biennale: Katharina Böhler
Regieassistenz: Pascal Pointet
Kostümassistenz: Yumi Ferretti
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