On the way

Münchener Biennale für neues Musiktheater 2024

Menschen und Gesellschaften sind stets auf dem Weg, auf Reisen, unterwegs „ins Offene“. Sie entwickeln sich, legen Stationen zurück – nicht immer freiwillig, oft unter Schmerzen und großen Widerständen. Wir leben in einer Epoche des Übergangs. Kriege, Klimawandel und Globalisierung vertreiben Millionen Menschen aus ihren Heimatgebieten, migrantische Ströme sind so groß wie nie zuvor. Sie bedeuten größte Veränderungen für die Gehenden wie die Ankommenden. Das Ringen um Deutungshoheit und die alles beherrschende Digitalisierung beinhalten eine permanente Störung der Verhältnisse und extrem beschleunigte Transformation.

Die „Münchener Biennale für neues Musiktheater“ sucht und begleitet als Uraufführungsfestival Veränderungen und fragt in der kommenden Ausgabe gezielt nach gegenwärtigen Formen von Bewegungen und Wandel. Indem die Biennale den Transformationen in der Welt, der Gesellschaft, in der Familie und in den Körpern und Gehirnen der Einzelnen nachspürt, wird Bewegung als komplexer Zusammenhang kenntlich, als ein aus Highways, Einbahnstraßen, Sackgassen, Baustellen und Werkstätten bestehendes Netzwerk politischer, sozialer und geographischer Verschiebungen. Entsprechend wird es bei der Festivalausgabe 2024 vor allem um Fluchtmöglichkeiten, Abkürzungen, Traumziele, Verfolgung und Veränderung gehen.

Mit „On The Way“ konzipieren wir unser mittlerweile fünftes und letztes Programm als künstlerisches Leitungsteam und positionieren die Biennale erneut als thematisch ausgerichtetes Festival. „On the way“ bedeutet für uns, den erstmals in der Antike diagnostizierten Vorgang unaufhörlicher Veränderung aus der Perspektive einer von Menschenhand beschleunigten Evolution zu betrachten und gemeinsam mit den eingeladenen Künstler*innen vollkommen unterschiedliche Ideen für künstlerische Parallelstraßen, Gegenbewegungen und/oder Schleichwege zur Verfügung zu stellen. „On the way“ plädiert für eine Mitwirkung des Musiktheaters an den sich ausbildenden Bewegungsmustern der Gegenwart und nahen Zukunft. Aussichtslos?

Die freie Kunst kann sich angeblich ihre Ziele frei wählen, aber in Wahrheit geht es um Menschen, Poesie und Gerechtigkeit. Genau davon wird die nächste Ausgabe der Münchener Biennale handeln, womöglich bloß fragend, suchend, tastend. Aber auch das könnte ein Weg sein. Wir freuen uns sehr, wenn Sie dabei sind!

Daniel Ott und Manos Tsangaris

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